Konferenz Luigi Monzo: Städtebau im faschistischen Italien

18.07.2018


In Zusammenarbeit mit der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte Rom und dem Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) der Universität Bamberg sowie mit der Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat Dr. Luigi Monzo gemeinsam mit Dr. Carmen M. Enss und Dr. Christiane Elster an der Bibliotheca Hertziana in Rom eine internationale Fachtagung zur italienischen Stadtbaugeschichte der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen durchgeführt.



Titel der Tagung war Continuare la città : Principi e tendenze nella ricerca architettonica ed urbanistica di una città moderna all’italiana, 1919-1945 (dt. Die Fortführung der Stadt : Grundsätze und Strömungen der architektonischen und städtebaulichen Debatte bei der Suche nach einer modernen italienischen Stadt). Die Veranstaltung stand im Kontext einer einen Monat zuvor im Rahmen der Jahrestagung der American Association for Italian Studies (AAIS) in Sorrent (Italien) durchgeführten Sektion Townscapes in transition : Transformation and reorganization of Italian cities and their architecture in the interwar period.

Im Zentrum des Interesses beider Veranstaltungen stand der Brückenschlag zwischen internationalen Forschern, insbesondere aus Deutschland und Italien, die sich mit der Rezeption des Bauerbes in der italienischen Stadtplanung und Architektur der Zwischenkriegszeit beschäftigen. Untersucht wurden Beispiele aus Rom und Mailand sowie aus mittleren und kleineren Städten mit hohem Repräsentationsanspruch, wie z.B. Brescia, Bari, Bergamo oder etwa der Geburtsstadt Mussolinis (Predappio). Des Weiteren fand eine Besichtigung des römischen Gartenstadt-Quartiers Garbatella statt, um aus direkter Anschauung den Kontinuitätslinien italienischer Städtebaustrategie nachzuspüren.

Es wurde deutlich, dass das Bauerbe eine entscheidende Größe bei der Weiterentwicklung und Modernisierung der Stadt ist. Insbesondere Aspekte wie Permanenz und Kontinuität spielten bei der Herausarbeitung einer identitätsstiftenden oder identitätsbegründenden Fortführung der gebauten Umwelt eine tragende Rolle. Dies ließ sich sowohl an den Arbeiten avantgardistischer Architekten als auch auch bei stärker der Tradition verbundenen Planern erkennen. Während für die Klassische Moderne vor allem Themen wie die Universalität klassischer Gestaltungsprinzipien ein Mittel der Permanenz darstellten, um dem um eine nationale Identität ringenden faschistischen Regime zu gefallen, fanden die traditionalistischer ausgerichteten Architekten in den vergangenen Epochen Anknüpfungspunkte für eine Fortführung der Architektursprache. Andererseits waren vernakuläre Beispiele der italienischen Landschaft vor allem in den Stadtteilen, die für die vom Land Zugezogenen gedacht waren, ideal, um ein Bild der Vertrautheit zu erzeugen.

Beide Konferenzen haben deutlich gemacht, dass die seinerzeit aktuellen Motive und Strategien nach wie vor Wirkung haben und auch heute noch den Städtebau und die Architektur leiten können, um ein gebautes Umfeld zu erhalten und fortzuführen ohne den Grad der kulturellen Identifikation zu verringern. 

Tagungsprogramm Sorrent, 14. Juni 2018

Tagungsprogramm Rom, 12-13. Juli 2018

Bildquellen: Mario Paniconi: Landschaftsplan für Fiuggi (Architettura 1933, S. 327); alle anderen zeigen Eindrücke aus dem römischen Stadtteil Garbatella (Luigi Monzo 2018).

 



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