Quartiersentwicklung, Gu'an (China)

Städtebauliche und freiraumplanerische Konzeptplanung für ein neues Wohngebiet in der Stadt Gu'an in der ostchinesischen Provinz Hebei.

Im Rahmen einer von der Jinhai Group durchgeführten städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme der Stadt Gu‘an in China wurde die German Planning and Development GmbH und respektive das mit ihr assoziierte Architekturbüro Beck mit der Planung beauftragt. Das zu bebauende Grundstück hat eine Fläche von 70 ha und liegt etwa 30 km südlich des Hauptortes des gleichnamigen Kreises. Aufgrund seiner Lage im Großraum Peking, direkt an einer erst kürzlich ausgebauten Schnellstraße nach Gu‘an, ist das Areal Teil eines überregional bedeutenden Entwicklungsgebiets. Auf dem Grundstück werden vier Wohnviertel, ein Quartierszentrum mit Einkaufsmöglichkeiten, Gewerbe- und Büroflächen, eine Mehrzweckhalle, ein Krankenhaus sowie eine Seniorenresidenz für betreutes Wohnen entstehen. In den Wohnvierteln sind neben einigen Doppelhäusern hauptsächlich zwei- bis viergeschossige Mehrfamilienhäuser vorgesehen.

Infolge der Bebauung werden mindestens 1.100 neue Wohneinheiten für etwa 3.500 Einwohner geschaffen. Die unterschiedlichen Wohnungen reichen von 2-Zimmerwohnungen mit 60 m2 bis zu 5-Zimmerwohnungen mit 150 m2 Fläche; in ihrer Ausgestaltung verbinden sie chinesische und deutsche Wohnansprüche zu klar definierten und zugleich großzügigen Wohnungsmodellen. Auffällig ist dabei die konsequente Umsetzung der vom Auftraggeber gewünschten Nord-Süd-Ausrichtung in allen Wohnungen. Den chinesischen Wohnvorstellungen entsprechend, wurden alle Küchen nach Norden ausgerichtet und in unmittelbare Beziehung zu den grundsätzlich nahe den Wohnungseingängen angelegten Essbereichen gestellt. Diese bilden somit das repräsentative Entrée der Wohnungen, obwohl – für chinesische Wohnverhältnisse durchaus unüblich – die Eingangsbereiche mit Garderobe entsprechend deutschen Maßstäben als ausgestaltete Schnittstellen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit definiert worden sind. Im Süden wurden indes zusammen mit den Wohnräumen auch die Hauptschlafräume angeordnet, wodurch die Strukturierung der repräsentativen und funktionalen Anforderungen in einer kompakten Nord-Süd-Orientierung realisiert wird.

Die Ansprüche im Hinblick auf die Zonierung und Ausrichtung der Wohnungen sind zugleich maßgeblich für die stadträumliche Ordnung innerhalb des gesamten Quartiers. Ein baumgesäumtes Achsenkreuz mit Zugängen im Norden und Süden unterteilt das nahezu rechteckige Areal. Seinen Fokus hat es in dem im Kreuzungspunkt formulierten Versorgungszentrum. Das Verkehrsnetz innerhalb des Quartiers ist so ausgebildet, dass die Wohnviertel einerseits nicht übererschlossen sind und andererseits Engstellen vermieden werden. Der von den Wohnungsstrukturen vorgegebenen strengen Ausrichtung der Gebäude wirken die gegeneinander versetzte, mittels gekrümmter Wegeführungen erschlossene Gebäudeanordnung und die gestaffelte Höhenentwicklung entgegen. Eine landschaftlich geprägte Parkanlage mit Obstgärten, Alleen, Wasserspielen und Freiflächen durchzieht das Gelände und bildet gemeinsam mit der Bebauung und dem vom Zentrum bis an den östlichen Rand des Quartiers reichenden künstlichen See einen abwechslungsreichen Dreiklang. Im Zusammenspiel aller Gesichtspunkte entsteht so eine klare und zugleich belebte Morphologie.

Jeder Wohneinheit steht, wie vom Auftraggeber gewünscht, eine Parkmöglichkeit zur Verfügung. Erreicht wird dies durch straßenbegleitende Parkierungen und modular veränderliche Parkhöfe. Das Fußwegenetz ergänzt die Erschließung zwischen und innerhalb der einzelnen Wohnviertel und sichert die fußläufige Verbindung zu den öffentlichen Bereichen, wie dem Zentrum und den Sportanlagen.

Durch die Gestaltung der Parkanlage ist es gelungen, dass keines der Wohnhäuser weiter als eine Häuserzeile von Grünräumen entfernt liegt. Zudem wird jedes Wohnviertel von Wasserläufen durchzogen, die in den neu angelegten See münden. Auf diese Weise werden, trotz der relativ dicht anmutenden Bebauung, zahlreiche Naherholungsflächen mit unterschiedlichen Qualitäten für die zukünftigen Bewohner des Quartiers geschaffen.

Presse: Selvakumaran, Thumilan: Haller entwerfen Kleinstadt in China, in: Haller Tagblatt, 14.02.2019.

Rendering Straßenzug: Render Vision Studio.
 


zurück